Drei Wochen Corona-Einschränkungen – ein Zwischenbericht

Unfassbar, wie schnell die Zeit fliegt, wenn man von Tag zu Tag organisiert. Dieses Wochenende haben wir uns Zeit genommen, mal zurück zu schauen.

Flexibilität ist gefragt

Die morgendliche Frühstücksausgabe im Tagesaufenthalt der Mission Leben in der Wallstraße 13 wird meist über Sachspenden organisiert. Nun sind viele Läden, die uns unterstützt haben, geschlossen. Sachspenden von Privatpersonen können wir nicht mehr annehmen. Die Obis dürfen nicht mehr in den Speisesaal. Daher verteilen wir seit dem 16.3. das Frühstück in Form von Lunchpaketen. Wir bedanken uns herzlich bei der Landbäckerei Mayer, die uns täglich mit Brot versorgt, der Metro Mainz-Kastel, die uns regelmäßig mit Gastro-Gebinden versorgt und all den anderen, die ich aktuell nicht alle im Kopf habe und deren Aufzählung auch diesen Beitrag sprengen würde.

Darüber hinaus fallen nun alle ehrenamtlichen Koch-Aktionen und Kuchenspenden aus. Entsprechend haben wir beschlossen, die Menschen, die es am Härtesten trifft, mit Lebensmittelgutscheinen zu versorgen, also Gutscheinen für den Lebensmitteleinzelhandel. Diese wurden zum Teil privat gespendet, gleichzeitig haben wir mit der Leitstelle Ehrenamt und Bürgerbeteiligung der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz eine Gutschein-Aktion gestartet: Unser Preisgeld des Brückenpreises Ende letzten Jahres (1.000 €) wurde über den Projektefonds  „Unterstützung selbstorganisierter, bürgerschaftlicher Projekte der Nachbarschaftshilfe in der Corona-Pandemie“ noch einmal um 500 € aufgestockt, sodass wir innerhalb einer Woche 150 Gutscheine á 10 € organisieren konnten. Vielen Dank an dieser Stelle auch an all die Menschen, die zusätzlich noch Gutscheine gekauft und uns als private Spende übermittelt haben!

Dank der großartigen Bereitschaft von Familie Fischer, ihr Ferienhaus für die Dauer der Krise kostenfrei zur Verfügung zu stellen, konnten wir zwei Wohnsitzlose, die zur Hochrisikogruppe gehören, von der Straße holen. Kurze Zeit später wurde das INNdependence Hotel in Mainz in Kooperation zwischen dem Verein Armut und Gesundheit sowie der Stadt Mainz ebenfalls für Wohnsitzlose geöffnet. An dieser Stelle möchten wir erneut darum bitten, Anfragen direkt an den Verein Armut und Gesundheit zu stellen, da wir die zahlreichen Anfragen aufgrund unserer vielfältigen Aktivitäten derzeit nicht bearbeiten können.

In der Zwischenzeit wurde zu unserer Erleichterung auch die 14-Tages-Regelung zum Tagesgeld ausgesetzt: Berechtigte können sich das Tagesgeld nun für alle Tage des Monats in den Auszahlungsstellen (beispielsweise Wallstraße 13 in Mainz) abholen. Unter Berücksichtigung der entsprechenden Auflagen sind hier im Tagesaufenthalt, mit dem Wohnsitzlos in Mainz e.V. seit jeher eng zusammenarbeitet, auch weiterhin das Duschen, Waschen von Kleidung und der Toilettengang möglich.

Im Rahmen des Programms „Mainz hilft sofort“ bleibt auch die Container-Anlage für Obdachlose für weitere drei Monate als Schlafmöglichkeiten bestehen.

Nachdem am Samstag, 29. März entgegen vorheriger medial verbreiteter Angaben die Menschen in den Erfrierungsschutzcontainern nicht mit Lebensmitteln versorgt waren, sprang unser Unterstützer George von der George Ford Akademie kurzfristig ein, um schnell ein warmes Essen für alle 24 Bewohnerinnen und Bewohner zu spendieren. Der Verein besorgte weiterhin Mikrowellengerichte für die Bewohnerinnen und Bewohner, damit sie auch den Sonntag nicht mit leerem Bauch verbringen mussten.

Seit dem 1. April läuft außerdem die Aktion „TakeCare-Gutscheine„, eine Mischung aus Take-away und Care-Paket: Diese Gutscheine unterstützen lokale Gastro-Betriebe in der Krise und geben den Wohnsitzlosen die Möglichkeit, ein leckeres, frisches und vor allem warmes Essen zu bekommen. 120 dieser Gutscheine sind bereits im Umlauf und wir arbeiten daran, dass es stetig mehr werden.

Insbesondere Ostern stellt uns vor eine große Herausforderung: An gesetzlichen Feiertagen muss auch der Tagesaufenthalt der Mission Leben geschlossen bleiben, sodass wir an Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag keine Lunchpakete ausgeben können. Entsprechend haben wir unser Kontingent an Gutscheinen und haltbaren Lebensmitteln aufgestockt, um die Versorgung weiterhin zu gewährleisten. Aktuell liegt unser Finanzbedarf neben den Sach- und Gutscheinspenden bei ca. 1.500 € pro Woche. Wir halten daher Ausschau nach weiteren Unterstützungsmöglichkeiten wie dem Programm „Mainz hilft sofort – dem Ehrenamtund freuen uns über weitere Vorschläge!

Unsere Jahresvollversammlung, die erste Quartals-Geburtstagsfeier sowie der Osterbrunch müssen selbstverständlich ausfallen. Für Ostern überlegen wir uns aber etwas Schönes.

Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal bei allen Helferinnen und Helfern, Spenderinnen und Spendern und Unterstützerinnen und Unterstützern herzlich bedanken! Auch wenn wir nicht jede/n namentlich nennen kennen, sind wir überwältigt von der Hilfsbereitschaft und dem Zusammenhalt in diesen Zeiten. Wir bitten alle um ein wenig Geduld bei der Beantwortung der Anfragen und etwas Nachsicht, wenn wir vielleicht manchmal etwas „ruppig“ rüberkommen – wir wissen eure und Ihre Angebote zu schätzen, sind aktuell aber leider auch im Dauerstress.

Tagesaufenthalt weiterhin geöffnet

Während andere Einrichtungen wegen der Corona-Krise geschlossen haben, bleibt der Tagesaufenthalt der Mission Leben in der Wallstraße geöffnet – natürlich unter Berücksichtigung der notwendigen Schutzvorkehrungen. Hier können Wohnsitzlose weiterhin mit Lunchpaketen, Lebensmittelgutscheinen und den TakeCare-Gutscheinen versorgt werden. Außerdem befindet sich hier eine Auszahlungsstelle des Tagesgeldes, das nun ja nicht mehr nur für 14 Tage, sondern für alle Tage in Mainz bezogen werden kann

Unter Berücksichtigung der entsprechenden Auflagen ist hier auch weiterhin das Duschen, Waschen von Kleidung und der Toilettengang möglich.

Wichtiger Schritt: Mainz zahlt durchgehend Tagessätze aus

Wir freuen uns, dass die bisherige Regelung zur Auszahlung von Tagesgeld in Zeiten der Corona-Krise geändert wurde: Normalerweise können sich die Wohnsitzlosen das Tagesgeld nur an 14 Tagen in Mainz abholen und müssen dann für die anderen Tage des Monats in andere Kommunen ausweichen. Bisher waren es pro Kalendermonat in Mainz 14 Tagessätze à 14,40 Euro. Wegen der Corona-Krise war es Vielen nun nicht möglich, andere Kommunen zu besuchen, sodass sie noch weniger Geld hatten. Ab sofort können sie sich das Tagesgeld immerhin für alle Tage im Monat in Mainz abholen (Auszahlungstelle: Evangelische Wohnungslosenhilfe Mainz, Wallstraße 13, Mainz: Die psychosoziale Beratung bietet Menschen ohne festen Wohnsitz die Möglichkeit, sich unkompliziert die ihnen zustehenden Tagessätze zu sichern. Im Auftrag des Jobcenters Mainz und der Stadt Mainz zahlt sie die Tagessätze für Wohnungslose aus). „Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, so Nathalie Böhm, Vorsitzende des Vereins Wohnsitzlos in Mainz e.V.

Hintergrund

Grundsätzlich hat jeder Wohnungslose einen Anspruch auf Erhalt von Tagesgeld. Ausgezahlt wird das in den zuständigen Behörden und Ämtern. Die Modalitäten sind sehr unterschiedlich. Die Höhe des Tagesgeldes ist direkt abhängig von der gesetzlich geregelten Höhe des monatlichen Bedarfes zur Grundsicherung des Lebens. Bisher waren es pro Kalendermonat in Mainz 14 Tagessätze à 14,40 Euro.

Update: Wohnsitzlosenhilfe in Zeiten von Corona

+++++++++

Update

Ein sonniges Hallo in die Welt,

da wir immer wieder angesprochen werden, hier eine Auflistung der Dinge, mit denen ihr uns aktuell gut helfen könnt, um die Grundbedürfnisse der Obis zu versorgen:

  • Geldspenden: Wohnsitzlos in Mainz e.V. | DE78 5085 2553 0016 1159 82 | Sparkasse Groß Gerau – wir kaufen davon beispielsweise Socken, Unterwäsche und andere wichtige Dinge des alltäglichen Bedarfs, die aktuell nicht über Sachspenden abgedeckt werden können
  • Lebensmittel- /Einkaufsgutscheine: Mit Gutscheinen von Supermarktketten, die mehrere Filialen in der Stadt haben (Einzelgeschäfte sind wegen der Erreichbarkeit etwas schwierig) oder Imbissen, die aktuell noch geöffnet haben, könnt ihr den Obis etwas Gutes tun. Gutscheine im Wert von 5-10 € sind dabei am besten, damit wir sie gerecht verteilen können.
  • Tankgutscheine: Aktuell fahren unsere Helfer*Innen unglaublich viel durch die Gegend. Ein kleiner Zuschuss zum Tanken hilft uns sehr (Tankstelle egal)

Zur Abgabe könnt ihr beispielweise:

  • Unseren Feuerwehrmann Maik Bittner kontaktieren, der aktuell auch die „Feuer“ bei uns löscht
  • sie uns in den Briefkasten an der Wallstraße 13 (Tagesaufenthalt Mission Leben)
  • oder in den Briefkasten in der Fritz-Bockius-Straße 3 (Wohnsitzlos in Mainz e.V., einmal kurz klingeln, dann lass ich euch rein zum Briefkasten)
  • oder in den Briefkasten von Nathalie Böhm, Laubenheimer Straße 36, App 410 A, 55130 MZ-Weisenau einwerfen.
  • Bitte seht von Besuchen im Tagesaufenthalt ab!

Auch hier könnt ihr einfach und unkompliziert helfen: Gutschein-Aktion auf nebenan.de

Vielen Dank und bleibt gesund!

+++++++++

Aufgrund der aktuellen Lage muss unsere Jahresvollversammlung am 4. April unbestimmt verschoben werden. Ebenso verschieben wir die Geburtstagsfeier der Obis für das erste Quartal (ebenfalls 4.4.) und der Osterbrunch (12.4.) muss leider entfallen.

Wir arbeiten derzeit an verschiedenen Lösungen, um die Versorgung der Obis kontaktfrei oder zumindest kontaktarm aufrecht zu erhalten – eine Aufgabe, die vor allem angesichts zunehmend geplünderten Supermärkten eine große Herausforderung für uns darstellt. Aktuell sind noch die Pfarrer-Landvogt-Hilfe sowie der Tagesaufenthalt der Mission Leben in der Wallstraße als Anlaufstelle für die Obdach- und Wohnsitzlosen da. Wir unterstützen den Tagesaufenthalt mit unserem Verein so gut wir können.
Wir möchten an dieser Stelle auch noch einmal ausdrücklich darauf aufmerksam machen, dass wir Sachspenden nur nach direkter Rücksprache mit Nathalie Böhm annehmen können und Besuche am Tagesaufenthalt derzeit unter keinen Umständen möglich sind!
Zuletzt konnten wir auch durch Ihre Spenden trittsicheres Schuhwerk, Socken und hochwertige Einweg-Rasierer einkaufen. Vielen Dank dafür!

Vielen Dank auch an Yormas (im Bild: Angela), die uns regelmäßig unterstützen, für diese großzügige Corona-Spende!
Tatkräftige Unterstützung: Die Metro MZ-Kastel spendet für die Wohnsitzlosen
Trittsicheres Schuhwerk für lange Tage und weite Wege
Ohne anständige Socken nutzen auch die besten Schuhe nichts
Abgepackte Lebensmittel für die Verteilung

Gabenzaun in Mainz – AKTION BEENDET

Update: Der Gabenzaun wurde wieder abgebaut. Danke für die Einsicht. Wer den Obis helfen möchte, kann dies am besten mit einer Geldspende oder Lebensmittelgutscheinen tun. Bei Fragen stehen wir euch gerne zur Verfügung.

Seit dem 24.3. ist am Mainzer Hauptbahnhof ein Gabenzaun eingerichtet. Auch wir wurden angeschrieben, um diese Aktion zu promoten.

Wir können nur erneut darauf hinweisen: Es handelt sich dabei um eine Guerilla-Aktion, die erforderlichen Genehmigungen wurden nicht eingeholt, es ist wahrscheinlich auch Privatgrundstück der DB. Auf Rückfrage hieß es, man habe die Verantwortlichen kurzfristig nicht erreich, wolle aber helfen. Leute, lasst die Finger davon… Der bekannte und seit 3 Jahren institutionalisierte Gabenzaun am Hamburger Hauptbahnhof wurde wegen Corona geschlossen und das aus guten Gründen, so schade das auch ist. Wohnsitzlos in Mainz e.V. kann diese Aktion nicht gut heißen oder unterstützen.
„Nur so [durch die Schließung] ist es möglich, die Ärmsten der Armen vor sich selbst und vor einer Ansteckung zu schützen. Wer kann es ihnen verübeln, dass sie zuhauf zum Gabenzaun kommen, wenn jemand etwas zum Essen, Trinken oder Anziehen bzw. Waschen anhängt? Wenn Ihr helfen möchtet, dann spendet bitte bei den Organisationen, die ganz genau wissen, was sie tun und für die vor allem ebenfalls der Schutz der obdachlosen Menschen das oberste Gebot ist.“ (Hamburger Gabenzaun e.V.)

Solidarität in der Corona-Krise: Ferienhaus für Wohnsitzlose

Beispiel für gelebte Solidarität mit den Hilfsbedürftigsten“

Mainzer stellt Wohnsitzlosen während der Corona-Krise seine Ferienhäuser zur Verfügung

Die Corona-Pandemie trifft wohnsitzlose und obdachlose Menschen besonders hart: Der Appell „Bleibt zu Hause!“, den sie gerne befolgen würden, scheitert bei ihnen bereits daran, dass sie kein Zuhause haben. Zudem werden immer mehr Hilfsangebote eingestellt, die es ihnen bislang ermöglicht haben, sich gerade so über Wasser zu halten. Doch es gibt Hoffnung.

In einem Facebook-Post hat Fischers Bekannte Caroline Elfers am vergangenen Mittwoch auf die dramatische Situation aufmerksam gemacht: „Ihr Lieben, die Corona-Krise trifft uns alle. Am meisten trifft es aber die, die sowieso schon nichts haben. Ich suche für ein paar sehr zuverlässige, ordentliche Wohnsitzlose, die in ein paar Tagen ihre Unterkunft verlassen müssen, einen Garten, am besten mit einer Hütte, in der Nähe der Mainzer Innenstadt. (…) Bitte denkt noch einmal nach, vielleicht kennt Ihr ja auch jemanden, der ein Grundstück besitzt, in dem sie Schutz finden könnten.“

Für Julie und Ingo Fischer war sofort klar, dass sie helfen wollen – und zwar nicht „nur“ mit einem Zeltplatz im Garten, denn „es hätte sich nicht richtig angefühlt, hilfsbedürftige Menschen im Garten, ohne Bett und vor allem ohne sanitäre Anlagen, campen zu lassen, wenn bei uns gleichzeitig Ferienhäuser leer stehen“. Also antworteten sie auf Facebook.

„Hilfe neuer Dimension“

Danach ging alles ganz schnell: Caroline Elfers informierte Nathalie Böhm, und schon am nächsten Tag kam es zum ersten Treffen in der Finther Prunkgasse mit zweien der künftigen Bewohner: Károly (Name geändert) hat eine Herzkrankheit und gehört damit zur Risikogruppe für das Corona-Virus. Als nicht-deutscher EU-Bürger bekommt er keinerlei staatliche Bezüge, und in seinem ursprünglichen Heimatland hat er keine Familie, die ihm hilft. Der zweite Bewohner, Frank (Name geändert), ist recht kontaktscheu und nimmt Hilfe nur von vertrauten Personen an. Als Deutscher hat er zwar Anrecht auf Bezüge, doch die Hürde, die entsprechenden Behörden aufzusuchen und die Anträge zu stellen, war für ihn bisher viel zu hoch. So lebt er seit Jahren ohne festen Wohnsitz von Ersparnissen, die langsam zur Neige gehen. Auch er gehört zur Covid19-Risikogruppe.

Am Samstag-Nachmittag haben Frank und Károly nun ihr neues Heim bezogen, und die Freude darüber sprang ihnen aus dem Gesicht. Unsere Hoffnung: Vielleicht gelingt es nun, mehr Menschen, die auf der Straße großen Gefahren ausgesetzt sind, und solchen, die ihre Unterkünfte wie Ferienwohnungen, Wohnwagenstellplätze oder Grundstücke (für Wohnsitzlose mit Hunden) derzeit nicht vermieten können, zusammen zu bringen. „So unfassbar riesig und schwierig es klingen mag, so einfach und unkompliziert ist es doch in Wirklichkeit, wie uns das Beispiel von Frank und Károly, Ingo und Julie zeigt.“

Hintergrund

Vor gut zehn Jahren haben sich Ingo und Julie Fischer als junge Familie mit kleinen Kindern einen Lebenstraum im alten Ortskern des Mainzer Stadtteils Finthen erfüllt, als sie einen um das Jahr 1900 erbauten Bauernhof samt Scheune und riesigem Garten in der Prunkgasse gekauft haben. Knapp anderthalb Jahre lang dauerten die sehr aufwändigen Sanierungsarbeiten nach gestalterischen und ökologischen Gesichtspunkten, seitdem erstrahlen das Bauernhaus sowie die nunmehr zum Wohnhaus ausgebaute Scheune in einem nie dagewesenen, neuen Glanz. Da sie mehr Wohnraum geschaffen hat als sie selbst benötigt, hat Familie Fischer im Jahr 2017 damit begonnen, drei nicht selbstbewohnte, wunderschöne Häuser auf der Hofreite mit großem Erfolg an Feriengäste zu vermieten. „Die Feriengäste lieben unser „Gartenhaus“, „Brunnenhaus“ und „Hofhaus“, doch die Corona-Pandemie hat unser Ferienhausgewerbe praktisch von einem Tag auf den anderen von 100 auf null gefahren“, sagt Ingo Fischer, der gleichzeitig einräumt: „Dass in diesen Zeiten niemand mehr reisen will, ist für mich nicht nur nachvollziehbar, sondern absolut richtig. Wir unterstützen ausdrücklich den Appell ‚Stay at Home!‘“

Wie für so viele Gewerbetreibende in der Touristikbranche ist die finanzielle Lage für Familie Fischer dadurch existenzbedrohend geworden: Null Einnahmen stehen vor allem als Folge der Baufinanzierung hohe monatliche Fixkosten gegenüber. „Unsere finanzielle Lage ist in der Tat ernst, aber sie ist nicht lebensbedrohlich“, so Ingo Fischer: „Damit geht es meiner Familie deutlich besser als dem schwächsten Teil unserer Gesellschaft, nämlich wohnungs- und obdachlosen Menschen“.

Wichtiger Hinweis

Bitte stellen Sie auf gar keinen Fall Essens- oder Sachspenden ab! Es wird zudem dringend darum gebeten, in der derzeitigen Situation von Besuchen der wohnsitzlosen Menschen buchstäblich Abstand zu nehmen! Bitte wenden Sie sich bei allen Fragen etwa zu Sach- und Lebensmittelspenden immer an offizielle Stellen. Unkoordinierte Eigeninitiativen verursachen leider meist zusätzliche Arbeit für die Hilfsorganisationen, die aktuell nicht zu bewältigen ist. Leider können Sachspenden nur in sehr begrenztem Rahmen und mit dem gebotenen Mindestabstand angenommen werden. Daher werden aktuell die finanziellen Rücklagen des Vereins genutzt, um die Dinge des täglichen Bedarfs einzukaufen. Herzlich willkommen sind daher neben Wohnungsangeboten oder Grundstücken und Gärten für Wohnsitzlose auch abgepackte Lebensmittel in kleinen Portionen und großen Gebinden, wie sie beispielsweise in der Gastronomie oder in Hotels verwendet werden. Zudem freut sich der Verein über jede noch so kleine Geldspende (auch zweckgebunden), um die Grundversorgung aufrechterhalten zu können. Bankverbindung: Wohnsitzlos in Mainz e.V. | IBAN: DE78 5085 2553 0016 1159 82 (Sparkasse Groß-Gerau).

Kontakt Wohnsitzlos in Mainz: wohnsitzlosmainz@gmail.com

Kontakt Ingo Fischer (Ferienhaus in Mainz): https://ferienhausmainz.com, 0179 1012060

 

 

Krebbel-Café zu Weiberfastnacht

Zur Altweiberfastnacht war auch bei uns – wie könnte es in Mainz anders sein – ein Grund zum Feiern. Mit dem Krebbel Café konnten wir vielen Obis ein schönes Fest bereiten. Einen riesigen Dank möchten wir Hans-Jürgen Mayer und der Landbäckerei Mayer für die Krebbel und den Kaffee aussprechen! Mit dieser Spende konnten wir vielen Menschen eine große Freude bereiten.

Unterhosen für alle!

Wie jetzt, Unterhosen?

Ja, Unterhosen. Stell dir vor, du läufst bei niedrigen Temperaturen durch die Gegend, immer hin und zurück, weil du dir kein ÖPNV-Ticket leisten kannst, weil du zu einer Anlaufstelle oder dein Tagegeld abholen möchtest, oder einfach, weil dir sonst kalt ist. Die Klamotte ist außen kalt, innen verschwitzt, und dazu Unterwäsche, die du seit Tagen nicht wechseln konntest, die du vielleicht auch schon gebraucht bekommen hast, die Löcher hat oder einfach schon zu oft gewaschen wurde und dir die Haut aufreibt. Was würdest du in so einer Situation für frische Unterwäsche geben?

Dank einiger großzügiger Spenden haben wir das Jahr mit einem kleinen Plus auf dem Konto begonnen und uns überlegt, was wir damit aktuell Gutes tun können (neben den schon geplanten Projekten und der regelmäßigen Notversorgung). Und wir haben uns dazu entschlossen, neue, hochwertige, frische Unterhosen für alle zu kaufen. Insgesamt sind es über 300 Unterhosen von M bis XXXL, alle in gedeckten Farben (weiße Unterwäsche ist auf der Straße ne doofe Idee) und konnten schon einiges davon verteilen. Vielen Dank und ein frohes neues Jahr an dieser Stelle noch an alle Spenderinnen und Spender, Unterstützerinnen und Unterstützer!

Wir waren in der Zwischenzeit auch nicht untätig und haben bei der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ der Mission Leben fleißig mit angepackt, die Weihnachtsfeier genossen und auch unsere lieben Mädels vom Salon Cutfight waren zwischendurch schon wieder bei uns, um den Obis die Haare zu schneiden.

Wir gehen das neue Jahr mit viel Kraft und Zuversicht an und haben schon das ein oder andere Projekt geplant. Unter anderem werden wir in 2020 jedes Quartal eine Geburtstagsfeier für alle Obis ausrichten, die in den jeweils vergangenen Monaten Geburtstag hatten.

 

Dominik Bloh im KUZ in Mainz

Am Freitag haben wir Dominik Bloh im KUZ / Waschhaus in Mainz getroffen. Dominik Bloh – kennt ihr nicht? Der Autor von „Palmen aus Stahl“ , Mitgründer von Hanseatic Help e.V. und Ideengeber (und Umsetzer) von Go Banyo las ausgerechnet im „Waschhaus“ aus seinem Buch, das vom Leben auf der Straße erzählt – und das wenige Tage, nachdem der Duschbus seiner Initiative „Go Banyo“ Hamburger Menschen ein mobiles Badezimmer bietet. Denn: Waschen ist Würde, wie Dominik immer wieder betont.

Dem sympathischen Kerl mit den Struwwellocken Anfang 30 sieht man auf den ersten Blick nicht an, dass er viele Jahre auf der Straße gelebt hat. Heute sitzt er vor einem recht durchmischten Publikum, dazwischen einige (zum Teil ehemalige) Wohnsitzlose, aber auch schick gekleidete Besucher, die sich zu Beginn der Lesung erst einmal mit Sekt versorgt haben. Dominik ist ein Botschafter, der das lange tabuisierte Thema der Obdachlosigkeit einem breiten Publikum zugänglich macht, der ernste Themen anspricht, ohne zu überdramatisieren, der aufmerksam macht auf all das, was oft im Verborgenen geschieht. Und bei einigen schafft er es, auch ein Umdenken anzustoßen, schafft es, dass Menschen mit anderen Augen durch ihre Stadt gehen und ihre Umwelt bewusster wahrnehmen.

Er erzählt von seinem Leben auf der Straße und den Anstrengungen, wieder auf die Beine zu kommen – von kalten Wintern, nassen Klamotten und unzähligen ausstehenden Forderungen, die seinen Briefkasten überfüllen, seitdem er wieder einen eigenen hat. Er erntet ungläubiges Kopfschütteln und große Augen von denjenigen, die vielleicht noch wenig Kontakt mit Wohnsitzlosigkeit hatten, aber auch jede Menge Kopfnicken von den Obis, die mit im Publikum sitzen. Er erzählt aber auch von den kleinen Hoffnungsschimmern und helfenden Händen, davon, dass ein Lächeln für einen Menschen der beste Moment des Tages sein kann und berichtet von den Anstrengungen und dem Erfolg rund um den Duschbus in Hamburg, blickt in erfreute Gesichter und erntet verdienten Applaus für sein Engagement.

Nach der Lesung kommen wir ins Gespräch und haben jede Menge Themen, über die wir uns austauschen. Wir freuen uns darauf, Dominik nächstes Jahr bei uns in Mainz zu begrüßen.

Das Buch (lesenswert!) findet man hier: https://www.ankerherz.de/products/unter-palmen-aus-stahl

Einen Blog hat Dominik auch: https://blog.ankerherz.de/blog/ankerschmerz/

Und hier findet ihr weitere Lesungen, die ihr nicht verpassen solltet: https://www.facebook.com/pg/ankerschmerz/events/

Entega Vereinsaktion 2019: 750 € für Wohnsitzlos in Mainz e. V.

Entega Vereinsaktion 2019
Wohnsitzlos in Mainz e.V. konnte bei der Vereinsaktion der Entega 2019 den 4. Platz in der Region Mainz für dich gewinnen. Gisela Costanzo (Kassenwart) und Theresa Lotichius (2. Vorsitzende) durften die 750 € Preisgeld am 9. Dezember in Darmstadt entgegennehmen. Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern bedanken, die durch ihre täglichen Klicks und in der „heißen Phase“ durch die Angabe der E-Mail-Adresse für uns gevotet haben!

Mit folgendem Projekt hatten wir uns beworben:

Unser Projekt „Nothilfen für EU-BürgerInnen“ soll eine Erst- und Notversorgung der Obdachlosen und Wohnsitzlosen EU-BürgerInnen in Mainz bieten.
Eine „Migration in die Obdachlosigkeit“ hat die ZEIT das Phänomen getauft: Menschen aus EU-Staaten haben in Deutschland kaum Anspruch auf Sozialhilfen und fallen oftmals durch alle Netze. Verkürzt gesagt müssen EU-BürgerInnen dazu mindestens ein Jahr lang sozialversicherungspflichtig gearbeitet haben, was leider oft nicht der Fall ist. Das heißt: EU-BürgerInnen, die obdachlos sind, haben meist keinen Anspruch auf Hartz 4 oder Notübernachtung, können keinen Asylantrag stellen und werden im Allgemeinen als „Touristen“ behandelt. Auch die so genannten Eingliederungsleistungen der Wohnungslosenhilfe, beispielsweise das Tagesgeld von etwa 12 €, gibt es für sie nicht. Hilfesuchende und Bedürftige aus der EU werden bei den üblichen Anlaufstellen häufig abgewiesen. Wir möchten diese Menschen, die in Not geraten sind, unterstützen.

Auch in Mainz gibt es immer mehr obdachlose EU-BürgerInnen. Gemeint sind hier keine organisierten Bettler-Banden, sondern Einzelpersonen, die durch die sozialen Netze fallen. Sie kommen verstärkt zu den Anlaufstellen der Obdachlosenhilfe, wo sie wegen der Rechtslage meist nur aus Nächstenliebe unter der Hand mit dem Nötigsten versorgt werden können. An dieser Stelle will Wohnsitzlos in Mainz e.V. mit dem Nötigsten eingreifen: Neben warmer Kleidung gehören Zelte, Schlafsäcke und Nahrungsmittel (sowie manchmal Medikamente) zur elementaren Erst- und Notversorgung. Gerade im Winter sind warme Klamotten und wärmende Schlafsäcke für diejenigen, die eben nicht in die Notunterkünfte kommen, lebensnotwendig. Viele obdachlose EU-BürgerInnen sprechen und verstehen nur wenig Deutsch. Daher wollen wir die Fördergelder auch nutzen, um Flyer mit den wichtigsten Informationen für Obdachlose in Einfacher Sprache und allgemeinverständliche Symbolsprache zu erstellen und zu verteilen.